Als Erstes muss gesagt werden, dass es in dieser Thematik nicht um ein “entweder oder” geht, sondern ein “sowohl als auch”. Ich will weder das eine noch das andere diskreditieren oder verurteilen, sondern aufzeigen, was die Unterschiede sind und wie sie sich auf das Leben auswirken könnten.
Dieses Denken ist sicherlich ein vereinfachtes Verständnis einer sehr viel komplexeren Angelegenheit. Dennoch wage ich den Versuch es sehr vereinfacht darzustellen.
Beim erlösungstheologischen Denken (E) steht der Kreuzestod und die damit erbrachte Erlösung für die Welt im Zentrum. Die Sünden der Menschheit werden individuell bestraft, ausser man erkennt Jesus als seinen Erlöser an. Das Menschenbild von E ist defizitorientiert. In Extremis kann der Mensch nur gut sein, wenn er Jesus als seinen Erlöser anerkennt und somit von den Sünden und dem Schlechten befreit wird. Biblisch gründet E auf Genesis 3 – der Sündenfall. In dieser Bibelstelle wird offensichtlich, dass die gesamte Schöpfung und auch der Mensch gefallen ist und nur durch die erlösende Kraft der Auferstehung Christi wiederhergestellt werden kann. Das Weltbild von E ist negativ, da die Welt dem Untergang geweiht ist. E läuft der Gefahr eines dualistischen Weltbildes. Es gibt Gut und Böse. Es gibt richtiges oder falsches/sündhaftes Verhalten. Licht und Finsternis. Drin oder draussen. Für E hat jedoch die Bewahrung der Schöpfung keinerlei Bedeutung, da sie sowieso dem Untergang geweiht ist.
Beim schöpfungstheologischen Denken (S) steht ebenfalls Jesus im Zentrum. Jedoch wird er im Gegensatz zu E umfassender verstanden. Jesus hat nicht nur einen seelen-erlösenden Charakter, sondern einen universellen. Es steht nicht allein der Kreuzestod und die darauffolgende Auferstehung im Zentrum. Jesus ist die absolute Mitte der Schrift. Das Menschenbild von S ist hoffnungsvoll und sieht das Potenzial in den Menschen. Biblisch gründet S auf Genesis 1 – der guten Schöpfung Gottes. Sie sieht das Potenzial darin, dass der Mensch grundsätzlich nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist, verleugnet aber den Sündenfall nicht. S geht davon aus, dass es das Böse gibt, das Einfluss auf diese Welt nimmt, jedoch die Welt nicht beherrscht. Die Erlösung Christi ist nicht eine individuelle, seelische Erlösung, sondern eine Erlösung des gesamten Kosmos, welche die Schöpfung und alles darauf Lebende erlöst. S hat kein dualistisches Weltbild, da nicht nur Licht und Finsternis existieren. Nicht jede Handlung ist klassifizierbar in Gut und Böse. Für S ist die Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit genauso Ziel der Mission, wie Evangelisation.
Die beiden Modelle können helfen, sich selbst zu reflektieren und sich zu überlegen, welchem dieser Modelle man sich annähern, oder darauf zubewegen möchte.