Muss jede:r evangelisieren?

Missio Dei ist lateinisch für «Gottes Mission». Dieser Begriff setzte sich in der Folge der fünften Weltmissionskonferenz in Willingen (1952) flächendeckend durch. Gegenüber der missio Dei steht die Annahme, dass Gott die Kirche schuf und durch sie die Welt erretten/erreichen will. Die missio Dei geht davon aus, dass sich Gott dieser Welt selbst nähert und sich die Kirche und Christ:innen auf diesem Weg einklinken können.

Gott ist somit «ein sich selbst Sendender» wie er auch durch die Sendung seinen Sohn Jesus Christus beweist. Wenn Jesus Gott ist, sendet er sich somit selbst auf die Erde. Immer wieder sehen wir in der gesamten Bibel, wie sich Gott selbst sendet und sich den Menschen offenbart. Gott hat ein starkes Verlangen den Menschen zu begegnen und sich ihnen zu offenbaren.

Im anderen Missionsparadigma steht Gott über allem und sendet die Kirche und Christ:innen als seine gesandten zu dieser Welt um von ihm zu zeugen, offenbart sich selbst den Menschen aber nicht. Gott wird in diesem Paradigma zum stillen Beobachter und hofft darauf, dass die Kirche und die Christ:innen ihren Job erfolgreich erfüllen.

Aus dutzenden Lebensberichten habe ich persönlich gehört, wie Gott den Menschen in einem Traum begegnet ist, oder er sich ihnen durch die Natur vorstellte. Dies wären dann Beweise dafür, dass Gott den Menschen selbst begegnet und nicht nur durch die verbale Verkündigung der Kirche und Christ:innen. Es nimmt auch Druck raus, dass ich immer und überall von ihm erzählen muss.

Bekannte Theologen über die missio Dei:

“Nicht die Kirche hat eine Mission des Heils an der Welt zu erfüllen, sondern die Mission des Sohnes und des Geistes durch den Vater hat sie und schafft sich auf ihrem Weg Kirche.” (Jürgen Moltmann)

“Die Mission wird dabei als ein Bewegen Gottes zur Welt hin gesehen; die Kirche wird als Instrument dieser Mission verstanden.” (Johannes Aagaard)

Signifikanter Unterschied zum anderen Missionsparadigma ist:

  • Mission (missio Dei) ist ein Handeln mit globaler Dimension, denn der Heilswille Gottes bezieht sich dabei nicht nur auf die Menschen, sondern auf seine gesamte Schöpfung (Kosmos).
  • Die Mission Gottes beschränkt sich nicht nur auf das Seelenheil, sondern auch auf die Wiederherstellung von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Dreifältiger Auftrag der Kirche und der Christ:innen:

Evangelisation

“Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tag bis and das Ende der Weltzeit! Amen. (Mt 28,18-20)

…, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde! (Apg 2,8b)

Soziales Engagement

„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch (in die Welt).“ (Joh 17,18; 20,21) → Jes 61,1-4

Auftrag an der Schöpfung

Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre (Gen 2,15) → vor dem Sündenfall auch noch die Vermehrung des Menschen (Gen 1,28)

Das Paradigma der missio Dei beinhaltet Evangelisation, soziales Engagement und einen Auftrag an der Schöpfung. Das ist so viel mehr als im anderen Missionsparadigma, in dem hauptsächlich der Auftrag der Evangelisation im Fokus liegt. Als Kirche und Christ:innen können wir uns nach unseren Fähigkeiten an dieser missio Dei beteiligen. Das nimmt doch so viel Druck raus, dass nicht alle evangelisieren müssen, die aber, die das als ihren Auftrag sehen, dürfen dies jedoch mit voller Leidenschaft tun. Diejenigen die keine Fähigkeiten in diesem Bereich haben, dürfen sich anderweitig austoben und sich an der Bewegung Gottes zur Welt hin einklinken, ganz nach ihren Gaben und Fähigkeiten.

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